Beitrag: Barhuf funktioniert nicht! – Problem gelöst?

Barhuf…das ist so eine Sache für sich, wie ich immer wieder an verschiedenen Reitställen zu hören bekomme. Es ist ja unterdessen in vieler Munde, und der „Trend“ zum Barhufpferd nimmt vielerorts an Fahrt auf. Und so wird eben auch vielerorts daran herum probiert, um mal zu schauen, ob es denn auch was für das eigene Pferd ist….kann ja nicht so schwer sein!

Tatsächlich geht es beim Thema *Barhuf* aber gar nicht nur um das *ohne-Beschlag-Sein*, denn es hat mit sehr viel mehr zu tun, als lediglich mit dem Entfernen des Hufeisens.

hkvk_nullOkay…wenn man das Hufeisen entfernt, hat man ja erstmal genau das…einen Barhuf! Und man hat einen Anfang, an dem man steht!
Zu wissen, wo man steht, ist schon mal recht hilfreich, für den Weg, den man einschlagen und gehen möchte – aber den Beschlag zu entfernen bedeutet zunächst eben nur einen Anfang zu haben.

Viele meiner Kunden mit gesunden barhuf Pferden verstehen, dass es nicht nur darum geht, ein unbeschlagenes Pferd zu haben, sondern dass es vielmehr eine Änderung der Gesamteinstellung, der Haltung, der Hufbearbeitung, der Fütterung usw. ist – des Lifestyles meinetwegen.
Pferdebesitzer, die neu auf diesem „Gebiet“ sind, nehmen das oft nicht wahr. Sie erwarten ‚barhuf‘ Ergebnisse vom einfachen Haben eines unbeschlagenen Pferdes.
Sie lassen die Hufeisen entfernen, sehen dann, dass das Pferd nach einiger Zeit nicht komfortable läuft und lassen es mit den Worten „Barhuf funktioniert gar nicht!“ wieder beschlagen.
Und sie haben Recht – lediglich die Hufeisen abzunehmen ändert nicht viel!
Ich finde es dennoch immer überaus bedauerlich, kann doch die eine oder andere Änderung im Hinblick auf Hufbearbeitung, Haltung, Fütterung…Lifestyle, die Qualität der Barhufumstellung immens verbessern.

Aber wenn es eine Änderung des Lifestyles ist, weswegen es einem Pferd so viel besser geht, würde dies nicht dann auch bei einem beschlagenen Pferd funktionieren? Die Antwort hierauf ist sicherlich ‚Ja, das würde es.‘ – sofern man überhaupt weiß, dass es ein Problem gibt.
Häufig bemerken Pferdehalter dies erst, wenn die Hufe tatsächlich irgendwie ‚komisch‘ aussehen oder das Gangbild sich verändert hat, der Rücken ständig Probleme macht oder das Pferd immer häufiger stolpert, der Sattel irgendwie nie passt, der Osteopath andauernd kommt, usw. usf.

eisenIst der Huf erstmal in ein Eisen eingezwängt, kann er sich nicht mit jedem Schritt dehnen und zusammenziehen. Die Blutversorgung wird hierdurch verringert und die Hornqualität leidet. Wenn der Huf nicht naturbelassen funktionieren kann, sind davon auch Hufbein, Fessel, Röhrenbein und Knie betroffen. Dies kann wiederum u.a. zu Knochen-, Sehnen-, Gelenk- oder Gewebeschädigungen führen – Probleme, von denen ein Pferd mit funktionierenden, naturnahen Hufen nichts weiß.
Hufeisen sind aufgrund ihrer Struktur eine wirklich gute Unterstützung, und genau deswegen ist es umso schwerer Probleme am Pferdehuf zu erkennen – oder aber Verbesserungen.
Hinzu kommt: lahmt ein unbeschlagenes Pferd, dann IST es lahm – sprich: da stimmt etwas nicht. Hufeisen mögen dies etwas verbessern und das Tier wieder (be)nutzbar machen, aber im Wesentlichen hat es den selben Huf – ungeachtet der Tatsache ob beschlagen oder nicht. Es ist das selbe lahme Pferd, nur eben mit Eisen.

Was also tun?
Im Grunde ist es wirklich nicht schwer, wenn die Grundbedürfnisse für die Gesunderhaltung des Pferdehufes entsprechend geschaffen werden.
Pferde sind Fluchttiere und ihre Hufe das Fundament, dem sie vertrauen müssen. Wird an diesem Fundament herummanipuliert, so hat das nicht nur Auswirkungen auf das Laufverhalten des Tieres, sondern auch auf die Gesamtkonstitution sowie seine Gesundheit. Hufeisen sind überaus unnatürlich.
Wildlebende Pferde bedürfen keinerlei Hufbearbeitung, da sich die Hufe in dem ursprünglichen Lebensraum durch Bewegung und Bodenbeschaffenheit auf natürliche Art und Weise abnutzen. Die Domestizierung des Pferdes und seine veränderte Haltungsweise aber bieten diese Möglichkeit nicht mehr. Der Mensch hat somit Verantwortung für die Hufgesundheit der Tiere übernommen, und diese zu erhalten ist seine Pflicht.
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Es liegt somit in der Hand des Besitzers, eine möglichst naturnahe Haltung zu schaffen und so die Entwicklung eines gesunden Barhufes zu unterstützen.
Dies ist leider nicht immer ohne weiteres machbar, doch bereits kleine Veränderungen im Gesamtpaket *Pferdehaltung* (bspw. durch das Weglassen von Kraftfutter – für den Besitzer am ehesten umsetzbar), können sich positiv auf die Entwicklung des Umstellungsprozesses auswirken.
Eine ausführliche Beratung und Einschätzung der Hufsituation durch einen (Bar-) Hufprofi, sollte idealerweise jeder Umstellung vorausgehen und stetig begleitet werden.Gerade wenn bspw. ein pathologischer Befund vorliegt, der eine Umstellung zur Barhufhaltung nicht selten erschwert oder auch unmöglich macht.
Schlussendlich liegt es aber vor allem in den Händen des Pferdehalters, welcher sich bewusst sein muss, dass der Weg zurück zu einem naturnahen Barhuf ein zeitlich aufwendiger ist und mitunter durch Hindernisse erschwert wird. Es hat ja auch einige Zeit gebraucht, bis der Huf in eine unnatürliche oder deformierte Form gewachsen ist.
Auch darf der Pferdebesitzer in vielen Fällen mit reichlich Gegenwind von Tierärzten oder aus den eigenen (Stall-) Reihen rechnen, was nicht selten Zweifel an der gefällten Entscheidung und dem eigenen Urteilsvermögen schürt.
Gerade diese – und sicher noch die einen oder anderen Faktoren, machen das Thema *Bahufpferd* nicht unbedingt zu einem bequemen, neuen ‚Lifestyle‘. Und viele führt der enthusiastisch eingeschlagene Weg leider in eine Sackgasse, aus der sie dann mit den Worten: „Ich habe das mal probiert, aber barhuf funktioniert bei meinem Pferd nicht!“ – wieder aussteigen.

05-01-2017-10-47-40Liebe Pferdebesitzer…grundsätzlich ist der Pferdehuf so gewachsen, dass er unbeschlagen funktioniert!
Die Natur hat ein perfektes Fortbewegungsmittel entwickelt, um Halt sowie Stabilität unter allen Bedingungen zu gewährleisten, und sie hat den Huf mit einem unübertrefflichen Stoßfänger ausgestattet.
Zudem verfügt der Pferdehuf über nahezu unglaubliche Selbstheilungskräfte, eine Fähigkeit, die auch scheinbar aussichtslose Fälle erfolgreich werden lässt.

*Barhuf funktioniert!* – Problem gelöst?
Meiner Erfahrung nach, in den allermeisten Fällen (vor allem wenn das Hauptproblem die Hufeisen sind): Ja!
Barhuf zu sein ist eine Grundvoraussetzung für die Gesundheit und das Wohlbefinden eines Pferdes, und ein ‚Lifestyle‘, den man durchaus erfolgreich und mit Freude leben kann.

© NHCR – Barhuf ist besser