Beitrag: Dreck reinigt den Huf!

Kürzlich rief mich eine besorgte Pferdebesitzerin an und bat mich dringend herzukommen, weil sich bei ihrem Pferd angeblich die Sohle vom Huf abgelöst habe.
Etwas irritiert und mit den Bildern verschiedener pathologischer Szenarien vor dem geistigen Auge, fuhr ich zum Hof der jungen Pferdehalterin.
Die Stute, um die es ging, stand dösend in der frühherbstlichen Sonne und erfreute sich offensichtlich allerbester Gesundheit!
Ich sah mir alle vier Hufe an und konnte beim besten Willen nichts ungewöhnliches feststellen. Auf meine Frage hin, was die Besitzerin zu der Annahme brachte, die Sohle des Hufes habe sich gelöst, zeigte sie mir einen perfekten 3D Negativabdruck der Sohle eines Vorderhufes, von dem die junge Frau dachte, es sei die Sohle ihrer Stute.
Es war aber lediglich ein Abdruck des Hufes aus Lehm, der aufgrund seiner Farbe und erstaunlicher Festigkeit tatsächlich der Hufsohle täuschend ähnlich sah – die junge Frau war erleichtert!
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Wie aber kommt es zu so eindrucksvollen 3D Abdrücken der Hufsohle?
Ich bin immer sehr erfreut, wenn ich diese „Hufstücke“ auf dem Paddock oder dem Weg zur Weide verteilt finde, denn tatsächlich zeugen sie von einer gesunden und ausbalancierten Hufform bei den Pferden.
Sie entstehen durch matschigen Lehm, der sich bei nassen Bodenverhältnissen an die Sohle heftet. Durch das Gewicht des Pferdes verteilt er sich so gleichmäßig, dass eine geschlossene Fläche entsteht.
Lässt die Feuchtigkeit wetterbedingt am Boden nach, trocknet der Lehm im Huf ab und fällt durch aktiven Hufmechanismus im Ganzen oder in großen Stücken ab. Bleibt der Boden weiterhin nass, wird der matschige Dreck – wie durch ein Rotationsvefahren, immer wieder über die Hufsohle geschoben.
Die Voraussetzung für das Abfallen dieser lehmigen „Hufplatten“ oder aber der Austausch von altem Matsch durch neuen, ist eine gesunde und natürliche Hufform.
Zu lange Hufwände, exessive und umgelegte Eckstreben, zu enge Trachten sowie ein durch bspw. Hufeisen eingeschränkter Hufmechanismus umschließen und halten den Matsch am Huf bzw. der Sohle, wodurch die natürliche Selbstreinigung des Hufes nicht mehr in Gänze gewährleistet ist.
Es entsteht eine übermäßige Feuchtigkeit sowie ein anaerober Zustand, der Bakterien und Pilzsporen ein komfortables Milieu bietet.
Pferde, die u.a. im Stall gehalten werden, laufen zudem verstärkt durch Kot und uringetränktes Stroh, was nicht am – oder unter dem Huf verweilen sollte, da es die Vermehrung der o.g. Keime und Erreger fördert.
Krankheiten wie Strahlfäule, Hufpilz und Hufkrebs werden durch eine nicht ausbalancierte Hufform und dadurch eingeschlossene Verschmutzungen begünstigt.
Bei einem gesunden Barhuf hingegen, lösen sich mit den herausfallenden Lehmplatten oder -stücken die Bakterien, Pilzsporen sowie das Zerfallshorn der Sohle ganz oder teilweise ab.
Das Laufen auf Grasflächen sowie steinigen und sandigen Böden reinigt den Huf zusätzlich, und er wird so weiter sauber gehalten.
Ein Hufkratzer zum Säubern der Hufe, ist bei einem natürlichen und gesunden Barhuf selten oder so gut wie gar nicht notwendig.Wenn ihr also das nächste Mal diese „3D Negativabdrücke“ der Hufe eures Pferdes auf dem Paddock oder der Weide findet, freut euch, denn ihr könnt davon ausgehen, dass sie ein Zeichen für ausbalancierte und gesunde Barhufe sind!

© NHCR – Barhuf ist besser