Hufrehe

Was genau ist Laminitis?

Grundsätzlich lässt sich sagen: bei der Hufrehe handelt es sich um eine Entzündung der Huflederhaut, wobei sich die Hufkapsel von der Lederhaut (Lamina) ablöst.

Komplexe Geschehnisse im feinen Netzwerk der Blutgefäße in der Lederhaut sind die Ursache für eine äußerst schmerzhafte und im schlimmsten Fall sogar lebensbedrohliche Erkrankung, die Hufrehe, Laminitis, Pododermatitis aseptica oder schlicht Rehe genannt wird. Nur selten ist lediglich ein Huf betroffen, häufig sind es beide Vorderhufe, nicht selten sogar alle vier Hufe, die erkranken. Zwar wird die Rehe als reine Erkrankung der Hufe wahrgenommen, doch ist sie tatsächlich eine Allgemeinerkrankung, die sich lediglich am Huf besonders deutlich zeigt und nicht selten in einer völlig anderen Körperregion ihre Ursache hat. Sie ist immer mit sehr starken Schmerzen verbunden, das Allgemeinbefinden der erkrankten Pferde ist erheblich gestört.

Ganz unterschiedliche Gründe können dazu führen, dass sich die Huflederhaut – das ist die feine Haut, die den Hufbeinknochen überzieht – großflächig entzündet, dabei Entzündungsflüssigkeit (Exsudat) abgibt und sich gleichzeitig die an sich sehr feste Verbindung zwischen dem Hufbein mit der umgebender Lederhaut und der Hornkapsel lockert. Der Zug, der über die tiefe Beugesehne auf das Hufbein ausgeübt wird, kann nun dann dazu führen, dass sich die Lage des Hufbeins verändert, das Hufbein steiler gestellt wird, mit der Spitze absinkt. Man spricht in diesem Fall von einer Hufbeinrotation. Lockert sich die Hufkapsel vollständig, kann es sogar zum Ausschuhen (das Pferd schlüpft aus der Hufkapsel wie aus einem Schuh) kommen, rotiert das Hufbein zu stark, kann dessen Spitze im vorderen Bereich durch die Hufsohle brechen. Die Hufrehe hat also dramatische Folgen, wenn sie nicht, nicht konsequent oder zu spät behandelt wird.

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Längsschnitt eines Hufes mit chronischer Hufrehe

Nach der Grundursache spricht man von verschiedenen Formen der Rehe: Futterrehe, Beschlagsrehe, Belastungsrehe oder Marschrehe, Geburtsrehe und andere. Die häufigste Variante der Hufrehe ist die Futterrehe, hervorgerufen durch eine Überfütterung mit leicht verdaulichen Kohlenhydraten und nicht etwa mit Eiweiß, wie man noch vor einigen Jahren glaubte. Diese Kohlenhydrate bewirken eine explosionsartige Vermehrung schädlicher und ein Absterben gutartiger Bakterien im Dickdarm, wodurch massenhaft Toxine freigesetzt und über den Blutkreislauf verteilt werden. Bei einer Geburtsrehe ist es eine Nachgeburtsverhaltung, also ein Verbleiben der Nachgeburt oder Teilen davon in der Gebärmutter, die über die bakterielle Zersetzung zur Toxinbildung führt. Die Aufnahme großer Mengen kalten Wassers kann übrigens ebenfalls zu einer Rehe führen, ebenso wie starke Belastung auf harten Boden, eine Vergiftung, Beschlagsfehler oder bestimmte Medikamente. Auch im Zusammenhang mit bestimmten Stoffwechselerkrankungen (Equines Cushing Syndrom und Equines Metabolisches Syndrom) kommt es zu Reheerkrankungen, die ihre Ursache dann in einer Störung des Zuckerstoffwechsels haben. Endokrinopathische Laminitis Fälle sind in den meisten Fällen chronisch – sie entwickeln sich graduell und sind dabei sehr dauerhaft. Es ist nicht bekannt, wie lang vorher Miniepisoden einer Hufrehe etwa auftreten, bevor es zu einem vollentwickelten Hufreheschub kommt. Aus diesem Grunde ist es besonders wichtig, frühzeitig ein endokrines Problem zu diagnostizieren, um der Entwicklung einer vollständigen Hufrehe entgegen zu wirken.

Fakt ist: Hufrehe ist KEINE Krankheit, sondern ein Symptom. Man kann Pferde nicht gegen Laminitis impfen.
Hufrehe ist immer, wirklich IMMER das Endresultat, eine Folgeerkrankung oder ein Nebenprodukt (nenne man es wie, du man mag) eines vollkommen anderen Prozesses, bzw. systemischen Ereignisses im Körper wie Infektion, Fieber, erhöhtes Insulin, Borreliose, Nachgeburtsverhalten oder Verdauungsstörung durch zu hohe Stärkemengen im Futter. Rehe kann ebenso durch Überlastung, Vergiftung oder die Einnahme von Kortikoiden hervorgerufen werden. Die Liste ist lang, und jeder Auslöser hat einen anderen Mechanismus. Manche wirken auch zusammen – verabreicht man bspw. einem Pferd mit Equinem Cushing Syndrom (ECS) Kortikoide, kann dies eine Laminitis verursachen. Genauso hat bspw. die Reduktion von stärke- und zuckerhaltigem Futter bei einer Stute mit retinierter Plazenta wenig bis keine Wirkung auf die Laminitis, da die kausale Ursache für ihren Rehebefund keine Hyperinsulinämie (erhöhte Insulinkonzentraion im Blut) war.

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Es kann kein einzelnes Heilmittel bei Hufrehe geben, denn es gibt keine einzelne Ursache!
Hufrehe wird behandelt, sobald sie auftritt, doch deutlich wichtiger ist…. man kann ihr VORBEUGEN!

Viel zu oft liegt der Fokus bei einem Rehebefund nur auf dem Huf und darauf zu reparieren, was offensichtlich kaputt ist. Es gibt zig Möglichkeiten die Hufe zu bearbeiten, zu beschlagen, zu polstern, zu kleben oder einzugipsen, aber wenn man sich nicht der Ursache annimmt — oder noch besser, dieser Ursache vorbeugt — wird man sich immer nach einem Heilmittel sehnen.
Bei IR (Insulin Resistenz) sowie EMS (Equines Metabolisches Syndrom) oder ECS (Equines Cushing Syndrom) bedingter IR, kann einer Hufrehe durch die korrekte Diagnose, Diät, Bewegung und ECS-Medikation (sofern notwendig) VORGEBEUGT werden.

Betroffene Pferde gehen mehr oder weniger stark lahm, bewegen sich manchmal sogar gar nicht mehr oder kommen aufgrund großer Schmerzen zum Festliegen. Im Gang versuchen sie oft, mit den Trachten zuerst aufzufußen, im Stand stellen sie die oft am stärksten betroffenen Vorderbeine weit nach vorne. Die Hufe fühlen sich warm an, die Mittelfußarterie pulsiert, Druckproben mit der Hufabtastzange verlaufen positiv – wenn sie überhaupt gelingen, weil die Pferde meist das Anheben eines Hufes verweigern. Die Pferde leiden unter sehr starken Schmerzen und können vereinzelt Fieber entwickeln.

Bei einer chronischen Rehe kommt es zu typischen Veränderungen der Hufform: An der Hufwand fallen tiefe Rillen auf, die im Bereich der Spitze deutlich schmäler sind als in Richtung Ballen, die weiße Linie verbreitert sich, der Huf entwickelt tendenziell ein knollenartiges Aussehen oder flacht stark ab.

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Was kann ich bei Hufrehe tun?

Als Erste Hilfe bis zum Eintreffen des Tierarztes sind die betroffenen Hufe konsequent zu kühlen (in einen Bach stellen, Beine in Eimer stellen, kalt-nasser Hufverband, nasser Torf oder nasse Sägespäne als „Einstreu“, Pferdeschwemme, Box leer räumen und fluten, wenn das Boxenniveau niedriger liegt). Der Tierarzt wird sofort ein Schmerzmittel/Entzündungshemmer verschreiben, aber bezüglich der weiteren Behandlung gehen die Meinungen teilweise stark auseinander. In jedem Fall ist die Ursache sofort abzustellen oder zu behandeln. Während die meisten Tierärzte strenge Boxenruhe, Aderlass, eine Therapie mit Schmerzmitteln sowie die Verabreichung durchblutungsfördernder, entgiftender und entwässernder Mittel befürworten und in Absprache mit dem Hufschmied oder Hufbearbeiter Hufkissen, ein orthopädischer Beschlag bzw. entsprechender Hufschuh angepasst oder ein Rehegips angelegt wird, sprechen sich Einzelne dafür aus, alleine mit Zwangsbewegung und einer speziellen Bearbeitung des Hufes heilen zu wollen. Gegner dieses Ansatzes verurteilen dies, weil die Pferde dabei mit Sicherheit unter starken Schmerzen leiden. Wer heilt, hat bekanntlich Recht – aber immer sollte das Wohl der schwer erkrankten Pferde im Vordergrund stehen. Es gilt, sie möglichst schnell und umfassend von ihren starken Schmerzen zu befreien, eine Hufbeinrotation zu verhindern und Rezidiven vorzubeugen. Je schneller, konsequenter und effektiver behandelt wird, desto größer sind die Chancen, dass ein Pferd nach einem Reheschub doch wieder ein normales Leben führen kann und von weiteren Erkrankungen verschont bleibt. Da die meisten Reheerkrankungen auf Überfütterung zurückzuführen sind, ist die einfachste und effektivste Prophylaxe eine konsequent am Bedarf der Pferde orientierte Ration und eine sinnvolle Begrenzung des Weidegangs bei allzu üppigem Aufwuchs.